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EIN INTENSIVER FLUGTAG



Vor kurzem wurden wir von der Regierung gebeten, ein Team von sieben Personen in ein Dorf zu fliegen, um den Dorfbewohnern offizielle Ausweise (Identitätskarten) auszustellen. Diese Ausweise sind sehr wichtig, wenn man in eine Stadt kommt, insbesondere, wenn man medizinische Hilfe benötigt. 


Für diesen Auftrag waren vier Shuttleflüge erforderlich. Ich nutzte die Gelegenheit, mit jedem unserer Jung-Piloten den Checkout-Prozess zu fliegen. Salomo führte die Flugvorbereitung für den 1. Flug durch. Wie üblich gab es ein paar Planänderungen, da medizinische Evakuierungen aus der Nähe des Zielgebietes angefragt wurden. Wir wollten am Morgen früh starten, aber das Wetter in Wamena erlaubte es uns nicht. Über den HF-Funk hörten wir gute Wetterberichte aus unseren Zielgebieten, mit Ausnahme des Dorfes Humaling, wo ein vierjähriges Mädchen mit einem gebrochenen Arm lag und ins Krankenhaus geflogen werden müsste. 


Salomo und ich starteten zu unserem 1. Flug. Nachdem wir die Bergkette passiert hatten, konnten wir sehen, dass die Sicht trotz dunkler Wettersituation und Regen gut war. Wir beschlossen, den Flug nach Humaling erst als 2. Shuttleflug durchzuführen, in der Hoffnung, dass der Regen aufhören würde. Darum flogen wir direkt zum Dorf Lulum, das direkt an einem Fluss liegt, wo wir das Flussufer als Landeplatz nutzten. Es regnete und war bewölkt, aber es reichte, um sicher zu landen. Nachdem alle Passagiere und die Ausrüstung ausgeladen waren, setzten wir unseren Flug fort. 


Der nächstgelegene Ort war Wibi, wo eine Patientin und zwei ihrer Familienmitglieder auf unser Kommen warteten. Weiter ging es nach Tangumsili, um eine weitere Patientin und Familienmitglieder abzuholen. Der Rückflug nach Wamena war wetterbedingt viel einfacher und wir konnten auf direktem Weg zurückfliegen. Beim Krankenhaus in Wamena gelandet, setzten wir unsere Patienten und Begleiter ab und kehrten zu unserer Basis zurück. 


Dort tauschten wir die Piloten und Maichel flog mit mir den zweiten Shuttle. Es musste der Rest des Teams der Regierung und dessen Ausrüstung nach Lulum geflogen werden. Diesmal war das Wetter wie erhofft besser geworden und der Regen hatte aufgehört. Wir setzten das Team und die Ausrüstung ab und beschlossen, das Mädchen mit dem gebrochenen Arm aus Humaling abzuholen. Als wir uns dem Dorf näherten, sahen wir, dass die Landezone völlig zugewachsen war. Zudem machte mich stutzig, dass keine Leute zu sehen waren. Wir überprüften unsere Koordinaten noch einmal - wir waren an der richtigen Stelle. Wir riefen unsere Basis in Wamena per Funk an und liessen sie wissen, dass wir sie nicht gefunden hätten und dass wir zurückfliegen. Ich hatte jedoch das Gefühl, wir sollten noch einmal nachsehen. Wir flogen noch ein Stück das Tal hinunter. Nachdem wir einen Bergrücken passiert hatten, entdeckten wir ein weiteres Dorf mit einem Flugplatzprojekt. Wir beschlossen zu landen und zu prüfen, ob dies die richtige Stelle sei. Glücklicherweise wartete die kleine Patientin dort. Gott sei Dank! Ihr Arm war oberhalb des Ellbogens gebrochen, aber sie lächelte mich an, als wir zum Helikopter gingen. Sie hatte mit Sicherheit Schmerzen, aber sie war ein sehr tapferes Kind. Wir brachten sie ins Krankenhaus und hoffen, dass sie ihren Arm bald wieder voll benutzen kann.


Nach zwei Tagen holten Jungpilot Dyro und ich das Team im Dorf Lulum wieder ab. Sie baten darum, am Flugplatz Elelim abgesetzt zu werden und somit konnte Dyro beide Shuttles übernehmen. Das Wetter war an diesem Tag viel schöner, und nachdem das Team und die Ausrüstung verladen war, beauftragte ich Dyro, allein nach Elelim und zurückzufliegen. Ich würde hier im Dorf bleiben, wovon er begeistert war. Ich gesellte mich zu den Dorfbewohnern von Lulum und tauschte Geschichten aus. Nach etwa 45 Minuten hörte ich eine Aufregung. Ein Mann schrie "Flut, Flut, wir bekommen eine Flut!" Ich ging zu ihm und er zeigte mir, dass das Wasser an einer anderen Stelle floss. Seine Erfahrung sagte ihm, dass das Wasser steigen werde und wir alle unsere Sachen wegbringen müssen. Ich fragte, wie lange dies dauern würde, da ich nicht wollte, dass unsere Landezone unter Wasser steht, wenn Dyro mit dem Heli zurückkommt. Der Mann wusste keine Antwort. Ich machte eine Zeitrafferaufnahme vom Wasserstand, der sich merklich veränderte, bis Dyro zurückkam. Wir mussten unsere Ausrüstung wegen des steigenden Wassers zweimal umlagern. Es ist erstaunlich, wie diese Dorfbewohner erkennen können, was um sie herum passiert. Dyro schaffte es rechtzeitig auf trockenem Boden zu landen und wir machten uns alle auf den Rückflug. Das Team setzten wir in Elelim ab und flogen zurück zu unserer Basis in Wamena.


Es ist grossartig zu sehen, wie unsere Jungs in ihren Pilotenfähigkeiten Fortschritte machen und ein Herz für den Dienst hier in Papua haben. Danke an alle, die für unsere Sicherheit beten, wenn wir fliegen: Es ist ein sehr herausforderndes Terrain und Wetter, mit dem wir als Piloten zu tun haben. Danke auch an alle, die Helimission unterstützen. Mit diesen Spenden werden Leben gerettet.


Matt, Pilot




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