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ES WAR HÖCHSTE ZEIT



Auf unserem einwöchigen Einsatz mit medizinischen Teams des Krankenhauses in Mandritsara flogen wir verschiedene Dörfer an. Es war geplant, eines der Teams ca. 25 Flugminuten weiter nördlich für drei Tage abzusetzen. 


Das Team fragte mich, ob es möglich wäre, auf dem Rückflug einen Mann mit ins Krankenhaus zu nehmen, der beim Holzfällen einen Unfall hatte. Ein Fuss wurde dabei abgetrennt. Ohne lange zu überlegen, sagte ich zu. Als wir im Dorf eintrafen, erfassten wir schnell den Ernst der Lage. Überall standen Leute und es war ein wildes Durcheinander. Mithilfe von zwei Stühlen und Stangen wurde der Verletzte mit Trägern von der Unfallstelle 20 km zu diesem Dorf getragen, weil sie wussten, dass wir mit einem medizinischen Team hierherkommen würden. Sie erzählten uns, dass der Unfall schon vor sechs Tagen passiert war. Die Wunde am Unterschenkel war schon voller Maden. Wir entschieden uns, den Verletzten einzuladen, um den Rückflug anzutreten. Der Gestank, den wir auf dem Rückflug aushalten mussten, ist nicht zu beschreiben. Es stank wie vergammeltes Fleisch von einem toten Tier und wir mussten uns beherrschen, um nicht zu erbrechen. Wir sehnten die Landung beim Krankenhaus in Mandritsara herbei, wo wir den Mann dem Krankenhausteam übergaben. Ein Teil von seinem Unterschenkel musste amputiert werden. Der behandelnde Arzt erzählte mir später, dass der Mann ohne den Helitransport ziemlich sicher bald gestorben wäre. Inzwischen ist der Patient wohlauf und geht an Krücken.


Am Abend des darauffolgenden Tages wurde ich erneut vom Team des Krankenhauses gerufen. Sie informierten mich auf Französisch, dass eine Frau seit drei Tagen «am Arbeiten» sei… Ich habe zuerst nicht verstanden, was sie meinten und bat um weitere Erklärungen. Nun erzählten sie mir, dass eine schwangere Frau schon seit drei Tagen in den Wehen lag und sie nicht gebären konnte. Da es schon kurz vor dem Eindunkeln war, konnten wir den Flug nicht mehr an diesem Tag durchführen. Ich entschied, am nächsten Tag alleine, ohne meinen neuen Pilotenkollegen Ernst, loszufliegen, damit ich einen Platz mehr im Heli zur Verfügung hatte. Es war geplant, ein medizinisches Team von vier Personen im Busch abzuholen und dann einen Umweg zu fliegen, um auf dem Rückweg die schwangere Frau mitzunehmen. Glücklicherweise war der Zustand der Schwangeren früh am nächsten Morgen stabil, so klappte alles wie geplant. Sofort nach unserer Ankunft im Krankenhaus wurde ein Kaiserschnitt durchgeführt. Das kleine Mädchen befand sich während einigen Tagen in kritischem Zustand, hat aber glücklicherweise überlebt. Der Arzt erklärte mir, dass wir auch hier mit dem Helitransport die beiden Menschenleben gerettet hätten.


Es ist bereichernd, mit dem Team in Mandritsara zusammen zu arbeiten. So war es uns möglich, Menschenleben zu retten. Das Team bemüht sich immer, dass die Patienten und Patientinnen im Krankenhaus auch mit der guten Nachricht erreicht werden und so hoffen wir, dass sie auf fruchtbaren Boden gelangen darf. 


Nick, Pilot




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