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Finas ergreifende Geschichte

Einer unserer indonesischen Nachwuchspiloten, Dyro, und ich waren kaum auf unserer Basis in Wamena gelandet, als unser lokaler Flugplaner Lendy angerannt kam. In Hutkima befinde sich ein kleines Mädchen mit einem gebrochenen Bein, das ins Krankenhaus gebracht werden müsse.




Schnell machte Dyro die Flugplanung und ich tankte den Heli auf. Das Wetter war für die Fliegerei schlecht. Tiefhängende Wolken versperrten uns den Weg über die Pässe und wir mussten zweimal einen Umweg fliegen, bis wir schliesslich in Hutkima landen konnten. Wir liessen die Maschine laufen, denn wir wollten wetterbedingt keine Zeit verlieren. Wir fanden die kleine Patientin Fina rasch. Ihr Onkel brachte sie auf seinen Armen zum Heli und nahm die Decke vom «gebrochenen» Bein. Der Anblick der offenen Brüche war fast zuviel für mich. Sobald Fina und ihr Onkel im Heli waren, machten wir uns auf den Rückflug.


Das Wetter auf dem Rückflug wurde noch schlechter und Wolken zwangen uns, weite Umwege zu fliegen, sodass wir an einer «Buschtankstelle» auftanken mussten. (Wir lagern Treibstofffässer mittels Flugzeuge an vielen Buschlandepisten.) Nur knapp schafften wir es über den Pass, um mit unserer Patientin direkt vor dem Krankenhaus in Wamena zu landen.


Das Krankenhaus kümmert sich hier nur um die medizinischen Bedürfnisse. Bettwäsche und Essen wird von Verwandten gestellt. Die Helimission versucht immer für «unsere» Patienten sicher zu stellen, dass sie rundum versorgt sind. Es stellte sich heraus, dass Finas rechtes Bein oberhalb des Knies amputiert werden musste. Bei unserem Besuch als ganze Familie waren wir froh zu hören, dass der Eingriff gut verlaufen war. Wir brachten ihr ein «Versorgungspaket» mit Bettwäsche, Geschirr, Seife, usw. und ein paar Plüschtiere. Fina war von der Operation immer noch mitgenommen. Sie sprach nur ihre Stammessprache und hatte noch nie Kontakt mit «Weissen». Dies alles schien zuviel für sie und so war unser erster Besuch nur kurz.


Wir teilten die Situation und das Bedürfnis für Krücken mit unseren Freunden. Umgehend erhielten wir Zusprüche für finanzieller Hilfe und wir besorgten verstellbare Kinder- und Erwachsenenkrücken. Bei unserem 2. Besuch fanden wir ein leeres Bett vor - Fina sei schon entlassen worden! Wie waren wir überrascht, hatte Fina doch erst vor zwei Tagen eine grosse Operation! Da gab es keine psychologische Betreuung, keine Physiotherapie, keinen professionellen Zuspruch. Zudem wusste niemand, wo Fina sich aufhielt. Wir wussten nur, dass sie in einer Woche die Wunde reinigen und die Bandagen wechseln kommen muss.

Erst eine Woche später gelang es uns, ihren Aufenthaltsort herauszufinden. Wir fanden sie in einer einfachen Holzhütte mit Wellblech. Dicht gedrängt sassen Menschen am Boden. Wir erwarteten eine geschwächte Patientin, Fina war jedoch aufgestellt und freute sich riesig über unser Erscheinen. Ihre leuchtenden Augen sprachen Bände, als unsere Tochter Grace ihr zeigte, wie sie die Krücken gebrauchen kann. Obschon die beiden keine Worte austauschen konnten, wurden sie augenblicklich Freunde. Sie umarmten sich, lachten und witzelten gemeinsam.


Wöchentlich musste Fina zur Wundbehandlung und zum Wechseln der Verbände ins Krankenhaus. Drei Monate verbrachte sie in Wamena. Wir besuchten sie oft, unsere Kinder spielten zusammen und wir freuten uns zu sehen, wie sie sich erholte und wie rasch sie Indonesisch lernte. Als dann die Zeit gekommen war, dass Fina wieder in ihr Dorf zurückkehren musste, war dies ein «bitter-süsser» Abschied. Auch bei der Ankunft im Dorf flossen Tränen – Freudentränen. Es war schön zu sehen, mit welcher Liebe Fina in ihrem Dorf willkommen geheissen wurde. Worte können nicht annähernd beschreiben, was diese Geschichte bei uns als Familie ausgelöst hat. Wir sind sehr dankbar, dass sich Finas Wunde nie infiziert hat, und dass wir mit diesem tollen Werkzeug, dem Helikopter, einen so wertvollen Dienst tun dürfen! Vielen Dank allen, die dies möglich machen! Wir freuen uns auf ein Wiedersehen mit Fina!


Matt, Pilot



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