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HEBAMME UND BABY GERETTET



An einem Mittwoch wurden wir als Helimission für einen medizinischen Notfallflug im Südwesten Madagaskars kontaktiert. Es handelte sich um eine schwangere Hebamme, die zum erstenmal selber ein Kind erwartete und nun Komplikationen in der 30sten Schwangerschaftswoche bekam.


Nicht nur das kleine Baby war gefährdet, unter Umständen hätte auch die Mutter selbst in eine lebensbedrohliche Situation geraten können. Der einzige Ort in Madagaskar, der für solche Fälle ausgerüstet ist, ist das Zentrum «Mobile Hilfe Madagaskar» in der Hauptstadt. Das Problem war, dass die Schwangere sehr sensibel auf Schläge und Bewegungen reagierte und so ein tagelanger Transport auf der Strasse nicht in Frage kam. Deshalb blieb nur die Rettung auf dem Luftweg.


Als ich mich an die Flugvorbereitung machte, realisierte ich, dass es praktisch unmöglich war, die Evakuierung an einem einzigen Tag durchzuführen, da eine Wegstrecke 720 km betrug. Somit würden wir die Nacht dort im Südwesten der Insel verbringen müssen und am nächsten Morgen früh mit der Patientin losfliegen. Der organisatorische Aufwand während der Covid-Zeit ist um einiges grösser. So braucht beispielsweise jeder Passagier und Pilot einen negativen Schnelltest, bevor der Flug angetreten werden kann.


Kurz nach dem Mittag hatten wir alle Bewilligungen zusammen und wir konnten zum langen Flug starten. Tanja, die Leiterin von «Mobile Hilfe Madagaskar» und ein Arzt begleiteten mich auf diesem Flug. Wir kamen nach zwei Tankstopps schliesslich kurz vor dem Eindunkeln am gewünschten Ort an. Unverzüglich begaben sich Tanja und der Arzt zur Patientin, um ihren Zustand zu überprüfen.


Am nächsten Morgen früh bereitete ich den Helikopter vor und gerade als die Sonne am Horizont zum Vorschein kam, traf das medizinische Team mit der Patientin beim Heli ein. Nur wenige Minuten später traten wir den Rückflug an. Natürlich waren wir alle ein bisschen angespannt und wir hofften und beteten, dass das Kind und die Mutter den Flug gut überstehen und keine Komplikationen auftreten würden. Nach etwa einer Stunde Flugzeit fühlte sich die Patientin nicht sehr gut und wir beteten wieder, dass doch alles gut gehen würde. Nach einem Tankstop landeten wir schliesslich um 11 Uhr – mit Spezialbewilligung vom Luftamt – direkt beim Zentrum von «Mobile Hilfe Madagaskar». Die Patientin wurde vorsichtig aus dem Helikopter geladen und direkt ins Zentrum getragen. Wir waren alle glücklich und dankbar, dass soweit alles gut verlaufen war. Einige Tage später wurde ein gesundes Mädchen zur Welt gebracht und Mutter und Kind sind wohlauf.


Nick, Pilot





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