Normalerweise bringen schwierige Zeiten Menschen, Organisationen und Regierungen dazu, sich gegenseitig zu helfen und zu unterstützen. So war es auch kürzlich in Malawi, wo sich Mitte März 2023 der tropische Wirbelsturm «Freddy» mit voller Wucht entlud, wobei in sechs Tagen soviel Regen fiel wie normalerweise in 6 Monaten. Leider waren in der Folge durch zahlreiche Überschwemmungen und Erdrutsche auch ca. 1000 Tote zu beklagen. Rund 660’000 Menschen wurden obdachlos und / oder waren von der Aussenwelt abgeschnitten und isoliert.
Die in Südafrika stationierte Mercy Air konnte sofort einen Helikopter anbieten und erhielt Dank guten Beziehungen zur malawischen Regierung innerhalb weniger Tage eine Fluggenehmigung. In der Folge konnte Mercy Air zwischen dem 24. März und dem 16. April unkompliziert Soforthilfe leisten. Nebst Flächenflugzeugen operiert die Mercy Air wie auch die Helimission Helikopter. Für diese Helikopter zeichnet sich finanziell und operationell vor allem die Stiftung «Mercy Air Schweiz» verantwortlich, wobei die treibende Kraft dahinter der frühere Helimissions-Mitarbeiter Matthias Reuter ist. Da sowohl Helimission wie auch Mercy Air die genau gleichen Airbus AS-350 Helikopter operiert, helfen wir uns bereits seit geraumer Zeit gegenseitig wo immer möglich.
Gemeinsam ist uns zudem der Mangel an Fachkräften, wobei es uns vor allem an Helikopter-Mechanikern mangelt. Mercy Air konnte für die ganzen drei Wochen nicht genügend Personal bereitstellen, weshalb die Idee aufkam, dass ich für 12 Tage in Malawi aushelfen könnte. Früher selbst aktiver Pilot und Mechaniker, bin ich heute als technischer Leiter der Helimission fast nur noch im Büro tätig. Deshalb war ich dankbar für diese Abwechslung an vorderster Front, und dass Helimission Mercy Air in dieser Form aushelfen konnte.
Konkret konnte Mercy Air ab der südmalawischen Stadt Blantyre mit der Feinverteilung von rund 45 Tonnen Maismehl und Sojabohnen helfen. Der Fokus lag dabei auf kleinen Dörfern hinter der Ostflanke des Mulanje-Gebirgszuges an der Grenze zum Nachbarland Mosambik, einer Gegend, die besonders stark von Erdrutschen betroffen war. Ich unterstützte Matthias, indem ich morgens den Helikopter bereitstellte, tagsüber die Betankung und Beladung sicherstellte und abends den Helikopter wieder retablierte. So war Matthias freigestellt, sich mit den Hilfsorganisationen um die anzufliegenden Dörfer und die eigentliche Flugplanung zu kümmern. Als kleines Team konnten wir so effizienter arbeiten und über die Dauer des Einsatzes sicher 1/3 mehr Flüge durchführen.
Diese unbürokratische Zusammenarbeit zwischen Helimission und Mercy Air steht bezeichnend für die Art und Weise, wie in schwierigen Zeiten zusammengearbeitet werden sollte. Dies gilt umso mehr im Falle von Katastrophenhilfe, da in solchen Situationen die Soforthilfe oberstes Ziel ist. Interessanterweise hat die malawische Regierung die Bemühungen der Hilfeleistung nach dem Wirbelsturm «Freddy» unter den lokalen Begriff «Tigwirane Manja» gestellt, was übersetzt soviel wie «Hand in Hand» heisst, jedoch eigentlich «Zusammenarbeit» meint. Dabei ging die Regierung selbst mit gutem Beispiel voran und stellte für die Hilfeleistungen Treibstoff, Strassentransport, Unterkunft und Verpflegung sowie einen kleinen Mitarbeiterstab zur Verfügung. Für Mercy Air wie auch für Helimission war dies eine sehr positive und ermutigende Erfahrung, hatten beide Organisationen doch in anderen Ländern auch schon das pure Gegenteil erlebt.
Faszinierend war zu erleben, wie malawische Regierungsinstitutionen wie Armee und das Ministerium für Katastrophenhilfe mit zivilen UNO-Organisationen wie UNICEF, WFP, OCHA, aber auch mit säkularer Organisation wie dem Roten Kreuz sowie christlichen Werken wie Mercy Air und World Vision Hand in Hand arbeiteten, um der Not der Bevölkerung zu begegnen. So wurde das Motto «Tigwirane Manja» konkret gelebt.
Adrian, International Technical Manager
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