Unliebsame Begegnung mit den «Dahalos» (Viehdieben)
- haeberlin5
- vor 1 Tag
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In Madagaskar ist es ganz normal, dass Rauch in der Luft liegt, vor allem in der Trockenzeit. Doch an einem bestimmten Tag sorgten mehrere ungewöhnlich dicke Rauchschwaden in der Nähe der Basis Ambilorano dafür, dass die fröhliche Stimmung im Helikopter sofort in Besorgnis umschlug. Solch ein Rauch konnte ein Problem bedeuten.
Unser Einsatz mit Denis, Dr. Justin und Helfer Alain auf der Bemarah-Hochebene hatte wie üblich begonnen. Clarisse, Cyrile’s Frau, mit ihren beiden kleinen Kindern waren auch dabei. Sie und die Kinder hatten ihren Wohnort aufgrund von Sicherheitsbedenken frühzeitig verlassen.
Als wir uns Ambilorano näherten, wurde deutlich, dass der Rauch von mehreren kleinen Häusergruppen in der Nähe der Station stammte, die alle fast vollständig durch Feuer zerstört worden waren. Eine grosse Menschenmenge stand auf einem nahegelegenen Hügel und sah zu, wie die Hütten verbrannten. Wir landeten, um herauszufinden, was los war. Cyrile wartete auf der Bsis auf uns und seine Familie. Er erklärte uns, dass die örtliche Bevölkerung der ständigen Gefahr durch die berüchtigten Dahalos (Viehdiebe), die vermutlich ihre Häuser besetzten, überdrüssig war. Die Menschen aus dem nahe gelegenen Ort Ankavandra mit der örtlichen Gendarmerie zusammen setzten die Hütten in Brand und versuchten, die Dahalos festzunehmen oder zumindest zum Verlassen des Gebiets aufzufordern.
Nachdem wir uns vergewissert hatten, dass für Cyrile und seine Familie keine Gefahr bestand, brachen wir zu unseren Einsätzen in weiteren Dörfern auf. Abends zeigten wir einen Film und schon bald erhielten wir die Nachricht, dass die Dahalos aus den brennenden Hütten geflohen waren und sich am Flussübergang versteckt hielten. Sie hinderten die Menschen bei der Überquerung des Flusses, schossen auf die Menge, töteten mehrere Menschen und verwundeten einige. Aus Sorge um ihre Sicherheit flüchteten auch Cyrile und seine Familie nach Ankavandra, wo wir sie später antrafen. Cyrile äusserte, dass sich in ihrem Haus noch unersetzliche Dokumente und wichtige Gegenstände befanden, die sie dringend retten sollten, damit sie nicht auch in Flammen aufgingen. Wir wagten den Flug zu ihrer Station, suchten die Gegend jedoch von der Luft aus genau nach Dahalos ab. Während Cyrile und Alain die benötigten Sachen holten, entdeckten wir eine ungewöhnliche Anzahl von Gewehren an einem Baum lehnen und ein paar verdächtige Männer mit Gewehren. Wir waren unter die Dahalos geraten! Auch der Anführer war dabei! Im Gespräch mit ihnen täuschten wir Unwissenheit vor. Kurz vor dem Abflug entdeckten wir einen bewaffneten Mann direkt neben unserem Heli und ich schickte ein Stossgebet zum Himmel und wir machten uns aus dem Staub. Nachdem wir Cyrile in Ankayandra abgesetzt hatten, kehrten wir mit dem Rest des Teams sicher nach Antananarivo zurück.
Einen Monat später flogen wir nochmals mit Denis und seinem Team in diese Gegend und erkundigten uns über Cyrile’s Ergehen und was mit den Dahalos passierte. Der Anführer Tafita wurde tatsächlich gefasst und zum Sicherheitschef ernannt! Er war ja ein kluger Mann! – Andere Länder, andere Sitten!
Ross, Pilot
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